Chronik

Winterlingen den 22. März 1896

Am 22.März 1896 wurde auf Antragen des Johannes Stauss Schuhmacher daher, eine Versammlung, junger Leute im „Rössle“ anberaumt, betreffs Gründung eines Turnvereins im hiesigen Orte. Herrn Jo. Stauss eröffnete, die stark besuchte Versammlung mit einem Willkommensgruß u. kam sodann auf den Nutzen des Turnen zu sprechen. Auf dieses erklärten, zirka 40 junge Leute den Beitritt, zur Gründung eines Turn=Vereins u. konnte gleich zur Wahl des Ausschuß geschritten werden.

Es wurden gewählt:
Vorstand: Johannes Stauß, Sch.
Vizevorstand: Johannes Maier, Maurer
Turnwart: Johannes Keinath, Mechaniker
Vizeturnwart: Johannes Maier, Maurer
Schriftwart: Traugott Keinath, Schreiner

1896

Am 22. März wird der Turnverein Winterlingen gegründet. Die Gründungsversammlung findet im Gasthaus „Rössle“ statt. Im gleichen Jahr tritt der TVW dem Turngau Hohenzollern bei. Erste Geräteanschaffung ist ein Barren. Dieser wird den Winter über im „Rosengarten“ aufgestellt, wo er fleißig benutzt wird.

1898

In der Generalversammlung wird die Anschaffung einer Vereinsfahne beschlossen. Preis der Fahne komplett: 285,—Mark. Am 30.05. findet dann die Fahnenweihestatt. Es ist ein großes Fest mit Festzug „unter der Teilnahme von 21 Vereinen mit ca. 800 Mann“.

1899

Mitgliederstand: 106 Der Turnverein fühlt sich auch kulturell verpflichtet. Im November des Jahres wird „Wilhelm Tell“ aufgeführt mit 25 Turnern und 3 Turnjungfern.

1900

Winterlingen hat 2121 Einwohner. Im Juli findet das Gauturnfest in Winterlingen statt. Es nehmen alle Turnvereine des Turngaus teil; am Festzug wirken außerdem alle Winterlinger Vereine mit. Das Fest endet mit einem Defizit von 4.98 Mark.

1903

Nachdem es wiederholt Unstimmigkeiten gegeben hat, beschließen die württembergischen Vereine im September den Austritt aus dem Hohenzollerngau und gründen den „Schwäbischen Albgau“. Erster Gauvorstand wird Johannes Keinath vom Turnverein Winterlingen.

1908

Gauturnfest in Winterlingen. Zwei Tage lang zeigt der TV Winterlingen, dass er solche Feste ausrichten und feiern kann.

1911

Die neue Schule in der Wilhelmstraße wird fertiggestellt und eingeweiht. Auf der Generalversammlung werden Stimmen laut, dass man zugunsten einer Turnhalle eine „Ortskollekte“ durchführen soll. Johannes Stauß bringt jedoch zum Ausdruck, „es muss erst mit großem Eifer geturnt werden, dann erst können wir an die Erbauung einer Turnhalle denken“. Am 16.11. ist in Winterlingen ein schweres Erdbeben zu verzeichnen, kein Haus bleibt unbeschädigt.

1912

Aus der Generalversammlung: „Allgemein wurde betont, daß nun bald zum Bau einer Turnhalle Stellung genommen werden müsse, um den heutigen Forderungen, welche an die Turner gestellt werden, nachzukommen. Im anderen Falle hätte unsere Turnsache keinen Wert mehr.“

1914

Die Winterlinger Turner richten sich in Eigenarbeit einen Turnplatz her, der seitens der Gemeinde mit Schutt aufgefüllt wird. Mit der Kriegserklärung an Rußland beginnt für Deutschland der 1.Weltkrieg. Auch auf den Turnverein wirft der Krieg seine ersten Schatten. Einige Mitglieder müssen ins Feld. „Es wurde beschlossen, diejenigen Ausschußmitglieder, welche zum Teil ins Feld gerückt, zum Teil sonst bei der Fahne Dienst tun, zeitweilig durch andere zu ersetzen, bis sie wieder in unserer Mitte sind.“

1915

Auf der Monatsversammlung im „Baum“ wird beschlossen: „Indem wir unmittelbar vor der Generalversammlung stehen, an welcher die ganze Vorstandschaft wieder auf 3 Jahre gewählt werden sollte, wurde beschlossen, die Generalversammlung erst nach dem Krieg abzuhalten, weil Vorstand, Kassier und ein Ausschußmitglied bei der Fahne stehen.“ Es sollte bis 1919 dauern!

1919

Die Turnbewegung in Winterlingen kommt langsam wieder auf die Beine. Im August findet in Winterlingen das Gauturnfest des Schwäbischen Albgaus statt mit allen Vereinen des Gaus.

1920

Erstmals wird im Turnverein eine Damenriege aufgestellt. Johannes Stauß erlebt das 25-jährige Jubiläum des von ihm gegründeten Turnvereins nicht mehr. Er stirbt im Dezember und wird unter großem Geleit des Turnvereins zu Grabe getragen.

1921

Nachdem die Gemeinde schon vor dem Krieg das Holz für den Turnhallenbau versprochen hat und das Reich ein Drittel der Kosten übernehmen würde, beantragt der Turnverein, den Bau einer Turnhalle in Angriff zu nehmen. Doch der Gemeinderat lehnt ab. Zum 25- jährigen Jubiläum wird im August ein großes Fest mit Festgottesdienst und Festzug veranstaltet. Um das große Wettkampf- und Festprogramm zu bewältigen, muß am Sonntag schon um 5.30 Uhr mit den Wettkämpfen begonnen werden.

1922

Da die Mitglieder immer weniger Interesse am Vereinsleben zeigen, legt die gesamte Vorstandschaft ihre Ämter nieder. Der Verein löst sich vorübergehend auf.

1923

Wiedergründung des Vereins im Januar. Auch bei den Vereinsbeträgen kündigt sich die kommende Inflation an. Im April wird eine Fußballmannschaft gegründet. Ein Fußball kostet schon 60 000,-- Mark. Die Beiträge müssen alle 14 Tage der Geldentwertung angepaßt werden.

1924

Das Gausportfest in Winterlingen war "ein Tag harter Arbeit in frisch-fröhlichem Wettkampf". Die Fußballmannschaft erhält endlich Tore.

1926

Als Zeichen der Verbundenheit wird das Abturnen mit einer gemeinsamen Herbstfeier mit dem Radfahrverein abgehalten. Neben dem Wetturnen
findet ein Radrennen, ein Faustballspiel und Tauziehen statt.

1927

Im Januar wird das Drama "Andreas Hofer" aufgeführt, "dabei wischte sich manches Mädchen und manche Frau eine Träne". Im Beisein aller Vereine werden bei einer Zusammenkunft im Zeichensaal für den Turnhallenbau eine ausführliche Skizze und die Kalkulation vorgelegt. Die Vorschläge finden den Beifall aller Beteiligten.

1928

Das große Werk Turnhalle wird endlich in Angriff genommen. Zusammen mit dem Radfahrverein übernimmt der Turnverein die Grabarbeiten.

Am 21.10. wird die Turnhalle eingeweiht.

Der Turnverein Winterlingen tritt dem Turngau Zollern - Schalksburg bei.

1929

1. Gewerbeausstellung in Winterlingen. Der Turnverein nimmt am Festzug teil unter dem Motto „Turnt“, „Spielt“, „Wandert“.

Die 3 entsprechend gestalteten Gruppen rufen allgemein Bewunderung und Anerkunnung hervor. Der Turnverein erringt beim Landesturnfest in Heilbronn mit seiner Vereinsriege einen 1.Preis.

1930

Karl Maier wird in die Musterriege des Zollern-Schalksburg-Gaus aufgenommen. Wegen der schlechten Wirtschaftslage und der Arbeitslosigkeit können beim Abturnen keine Preise verteilt werden, und auch die Weihnachtsfeier hält sich in sehr schlichtem Rahmen.

1932

Auf dem Sportplatz wird eine Grube zum Springen eingerichtet, mit Sägemehl gefüllt und mit einem Holzdeckel abgedeckt.

1935

Schwäbisches Landesturnfest in Schwenningen am Neckar. Der Turnverein Winterlingen nimmt mit einer größeren Gruppe daran Teil.

1936

Im September feiert der Turnverein nur im örtlichen Rahmen sein 40-jähriges Bestehen.

1939 - 1950

Mit dem Schlußwort zum Jahr 1938 wird die Berichterstattung in der Vereinschronik unterbrochen und erst im Jahr 1951 wieder aufgenommen. Nach dem 2.Weltkrieg ist dem Turnverein durch Anordnung der Besatzungsmacht Frankreich bis 1950 die Ausübung seiner Tätigkeit verboten. Sämtliche Sportarten sind ab 1947 unter einem Verein zusammengeschlossen. Dieser trägt den Namen

„Sportvereinigung Winterlingen“

als Vorstände fungieren in dieser Zeit laut mündlicher Überlieferung Traugott Keinath und Georg Züfle. Die Zeit unmittelbar nach dem Kriege ist für das Vereinsleben nicht einfach. Einmal ist es schwierig, die Vereinsämter mit Personen zu besetzen, die von der Besatzungsmacht akzeptiert werden. Zum anderen muß jede Veranstaltung, sei es auch nur eine Weihnachtsfeier, zunächst einmal genehmigt werden.

1951

Das Geräteturnen wird wieder gestattet. Auf der ersten Generalversammlung am 13.10. in der „Rose“ wird der Turnverein wieder gegründet. Alle Sportarten mit Ausnahme des Fußballs sollen innerhalb des TVW betrieben werden. Im Einvernehmen mit den Fußballkameraden wird die Trennung vom Fußballverein beschlossen.

1953

Beim Gaujugendtreffen in Onstmettingen nimmt eine starke Winterlinger Delegation teil.

Das Abturnen mit Vereinsmeisterschaften findet auf dem Sportplatz statt.

1954

Das Jahr beginnt mit einem frohen Ereignis: Unser Mitglied Herbert Keinath kehrt nach 9 1/2 Jahren Abwesenheit aus russischer Kriegsgefangenschaft in die Heimat zurück.

1955

Der TVW richtet die Kreiswaldlaufmeisterschaften aus, damit verbunden ist ein Werfertag.

1956

Zum 60-jährigen Jubiläum vom 28.-30. Juli trägt der Turnverein Winterlingen das Gauturnfest aus. 3 Tage lang wird gefeiert, und auch die schlechte Witterung kann die Festfreude nicht trüben. Neben den sportlichen Wettkämpfen mit über 100 Teilnehmern kommt auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Höhepunkt ist der große Festumzug am Sonntag Nachmittag. Das Kinderfest am Montag beendet die Festlichkeiten.

Aus einem Zeitungsbericht: "Die mit lobenswerter Sorgfalt hergerichteten Sportanlagen rund um das repräsentative Freibad stellen unter Beweis, daß die Gemeinde, an der Spitze Bürgermeister Hermann Frey, und der Turnverein mit seinem 1.Vorsitzenden Georg Eckhardt keine Mühe und Kosten gescheut, den Turnern günstige Bedingungen zu schaffen und ihnen einen angenehmen und erinnerungswerten Aufenthalt zu bereiten."

1958

Elf Teilnehmer aus Winterlingen nehmen am Deutschen Turnfest in München teil.

1959

Fritz Maier wird zum Gauvorsitzenden des Turngaus Zoller-Schalksburg gewählt. Anlässlich des Abturnens findet erstmals ein Staffellauf durch den Ort Winterlingen statt, zu dem alle Winterlinger Vereine eingeladen werden.

1962

Die alte Turnhalle wird zugunsten des Schulhausneubaus abgebrochen.

Die Gemeinde Winterlingen regt an, diese unter der Mithilfe der sporttreibenden Vereine auf dem Sportgelände beim Schwimmbad wieder aufzubauen.

1963

Aus dem Turnverein stellen sich freiwillige Mitglieder zur Verfügung, um die Fundamente für den Wiederaufbau der alten Turnhalle auszugraben. Sportlich gesehen ist 1963 das Jahr des Willi Briemle. Als vielseitiger Leichtathlet kann er auf Kreis- und Bezirksebene mehrfach erste Plätze erringen. Seine größten Erfolge erzielte er im Hochsprung. Mit einer Leistung von 1,85m erhält er sogar eine Berufung in die Länderkampfmannschaft Württembergs.

1964

Vor allem Fußballclub und Turnverein engagieren sich beim Wiederaufbau der alten Turnhalle. Winterlingen hat seit diesem Jahr mehr als 4000 Einwohner.

1965

Im September wird die neue Schule eingeweiht. Die damit neu erbaute Turnhalle bietet den Sportvereinen insbesondere dem Turnverein, neue Möglichkeiten für erweiterte Angebote. So wird z.B. das Jedermannturnen ins Leben gerufen.
Zum Jahresende ist auch der Wiederaufbau der alten Turnhalle beendet.

1966

Der Turnverein feiert seinen 70. Geburtstag mit einem sportlichen Wochenende am 1. und 2. Oktober.

1967

Beim 51. Schwäbischen Landesturnfest in Ebingen erringt Heinrich Schempp mit 70 Jahren noch einen Eichenkranz.

1971

Am 17.07. feiert der Turnverein sein 75. jähriges Jubilar in der vom Siedler- und Kleingärtnerverein festlich geschmückten Turnhalle. Am Festprogramm wirken mit: Gemischter Chor Eintracht Winterlingen, Turnverein Bitz, Turnerriege Schömberg, Realschule Winterlingen. Eugen Maier erhält für seine Verdienste die silberne Medaille des Turngaus Zollern-Schalksburg.

1973

Im Oktober wird die neue Realschulhalle in Betrieb genommen. Mit der Realschulturnhalle tritt in den Übungs- und Trainingsmöglichkeiten eine entscheidende Verbesserung ein. Leider konnte aber der Wunsch nach einer Großhalle nicht erfüllt werden.

1977

Von diesem Jahr an bieten die Jedermänner regelmäßig Übungsstunden und Abnahmetermine für das Sportabzeichen an.

1978

Am 01.08. wird die Volleyballabteilung gegründet.

1979

Im September wird das neue Stadion eingeweiht. Am Sonntag werden sportliche Wettkämpfe und Spiele unter Mitwirkung der örtlichen Schulen und Vereine dargeboten.

1981

Bei der jährlichen Sportabzeichenverleihung kann Walter Schick neben vielen Aktiven auch 113 Sportabzeichen an Schülerinnen und Schüler der Realschule Winterlingen übergeben.

1983

Bürgermeister Wizemann überreicht in der Generalversammlung am 22.04. die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg an den langjährigen Vorsitzenden "Eugen Maier".

1986

Zum 90-jährigen Jubiläum wird vom 27.06. - 29.06. beim Stadion ein Festzelt errichtet. Beim Vereinsabend am Freitag werden zahlreiche Mitglieder geehrt. An den 3 Festtagen haben alle Abteilungen des Turnvereins reichlich Gelegenheit, ihre Aktivitäten darzustellen.

1989

Am 01.07. findet im Stadion der 1.Familientag des Turnvereins statt. In Zusammenarbeit mit dem Kindergarten am Steigleweg und dem Musikverein Winterlingen gestaltet der Turnverein einen Spiel- und Sportnachmittag mit gemütlicher Stadionhockete.

400 Frauen aus dem Gau gestalten am 11.11. in der Winterlinger Turnhalle den Gaufrauentag. Das Programm beginnt um 14.44 Uhr unter dem Motto:

"mir send narret"

Die Weihnachtsfeier im Dezember wird für den gesamten Nachwuchs des Turnvereins gestaltet unter der Mitwirkung der "Hechinger Lichtstube".

1990

Am 18.06. lehnt der Gemeinderat die Planung und den Bau einer Großraumsporthalle ab.

1991

In der Winterlinger Begegnungsstätte steht dem Turnverein ab sofort ein Vereinsraum für Sitzungen und kleinere Veranstaltungen zur Verfügung.

1992

Der TVW erweitert sein Angebot: Im Juni wird ein Lauftreff eingerichtet. Im Herbst wird erstmals "Mutter- und Kindturnen" angeboten, das regen Zuspruch findet. Der Silvesterlauf verzeichnet mit 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Rekordmarke.

1993

Das Jahr steht im Zeichen der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Winterlingen, wozu auch der Turnverein seine Beiträge leistet. Beim Straßenfest werden internationale Spezialitäten angeboten, und für die Kinder sind die Gauklerspielstadt und der Kinder-Zirkus magnetische Anziehungspunkte.

Im September gestalten die Turnvereine der Großgemeinde einen gemeinsamen Abend mit sportlichen Darbietungen. Der TVW wird durch die beiden Frauengymnastikgruppen vertreten.

1995

Der Mitgliederstand des gesamten Turnvereins beträgt zu Beginn des Jahres 474 Mitglieder. Alle Aktivitäten in diesem Jahr sind gezeichnet von der Vorbereitung auf das 100-jährige Jubiläum des Turnvereins.

1996

Der Turnverein feiert 100-jähriges Jubiläum!!!